Everlin und Agnes sind die Engel der von HIV und bitterer Armut betroffenen Familien im Slumgebiet Korogocho. Ihre kleinen Wellblechhütten, in denen bis zu 10 Personen in einem Raum übernachten, sind in unmittelbarer Nähe zur großen Müllhalde Nairobis. Es gibt kein Wasser und kein Abwassersystem in der am dichtesten bevölkerten Gegend Kenias.
Heute durfte ich zusammen mit Agnes, einer Krankenschwester, und Everlin, der Projektleiterin, eine Familie besuchen, die von HIV betroffen ist. Susan war monatelang bettlägerig und wurde vom Health Programm regelmäßig besucht und mit Medikamenten und Nahrung versorgt. Ihre Enkeltochter, die selbst ein krankes Baby zu versorgen hat, kümmert sich um die Versorgung ihrer Großmutter. Die Freude über unseren Besuch ist groß. Everlin füttert die Kleine und nach und nach erzählen die beiden Frauen immer mehr von ihren Problemen. Susan hat Rückenschmerzen, die nur im Krankenhaus behandelt werden können. Sie muss Transportkosten aufbringen, die sie nicht hat. Gleichzeitig haben sie Sorge, dass Susan, die mit großer Mühe und Stütze nur wenige Schritte gehen kann, zu erschöpft sein wird, wenn sie in der langen Schlange der öffentlichen Krankenhäuser stundenlang warten muss. Beim letzten Krankenhausbesuch kam sie zunächst gar nicht zu einem Arzt durch. Sie musste sogar eine Nacht vor dem Krankenhaus verbringen, um endlich ihre Medikamente bekommen zu können, die ihr nur ein Spezialist verabreichen kann. Everlin konnte eine finanzielle Hilfe durch das Comboni Health Programme zusichern unter der Bedingung, dass sie einen Termin mit dem Arzt im Vorhinein ausmachen lässt.
Die HIV-Klinik in Korogocho unterscheidet sich von anderen – so die Mitarbeiterinnen – indem sie ihre Klienten auch zu Hause besuchen, wenn sie nicht selbst kommen können. Sie kennen ihre Klienten und ihre Familien. Sie beraten und begleiten sie in allen Lebenslagen, so gut sie können. Am Ende unseres Besuches bedankte sich Susan vielmals und betonte, dass Gott sie nie im Stich gelassen hat. Auch im Elend ihrer dunklen Wellblechhütte, die sie schon monatelang nicht verlassen konnte, hat sie ihren Lebensmut nicht verloren. Sie fand Hoffnung durch ihre Familie und durch das Wissen, dass ihre Krankenschwester Agnes für sie da ist. Das Foto werde ich drucken und ihr noch zukommen lassen als kleine Erinnerung an unsere Begegnung, die mich sehr berührt hat.