Vieles hat sich seit dem letzten Besuch im Watoto Wetu Centre verändert. Die Äußerlichkeiten sind zwar ähnlich, aber das Konzept wurde von Grund auf überarbeitet. Fr. Maurizio hat im Jahr 2017 das Management der Schulen der Gemeinde übernommen und für großartige Veränderungen gesorgt. Die Schülerinnen und Schüler schneiden in den zentralen Abschlussprüfungen deutlich besser ab und die Zahl der Schulabbrecher hat sich stark verringert.
Wie konnte dies in einer vernachlässigten Gegend wie Kariobangi und dann auch noch mit Kindern aus schwierigsten Familienverhältnissen gelingen? Fr. Maurizio kontrolliert strikt die Anwesenheit und den Arbeitswillen der Lehrkräfte. Es sind mittlerweile nur noch ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer eingestellt, die sich wirklich für die Kinder engagieren. Sie werden leicht über dem Gehalt einer öffentlichen Schule bezahlt, dafür wird von ihnen erwartet, dass sie für die Kinder und ihre Anliegen da sind und qualitativ hochwertigen Unterricht liefern. Auch ein neuer Schulleiter wurde eingesetzt, der sich vorher schon im Lehrerkollegium durch seinen besonderen Eifer hervorgetan hatte.
Weiterhin legt Maurizio großen Wert auf Elternarbeit. Die für die Erziehung der Kinder Verantwortlichen (Eltern, Großeltern, Tante oder Onkel) sollen die Verantwortung für die Kinder übernehmen. Das bedeutet einerseits das Bezahlen von geringen Schulgebühren, mit denen immerhin ein Teil der laufenden Kosten finanziert werden kann. Würden alle Schulgebühren bezahlt, könnte die Schule 3-4 Monate im Jahr eigenständig laufen. Aktuell sind es nur zwei Monate. Fr. Maurizio trifft sich alle drei Monate mit den Erziehungsberechtigten in der Schule, um mit ihnen und den Lehrern in einen Austausch zu kommen. Da es den Kindern oft an Grundlegendem zu Hause fehlt, werden die Eltern beispielsweise angehalten, für die Kinder hygienische Bedingungen zu schaffen, so dass sie nicht Tag und Nacht in ihrer Schuluniform verbringen müssen.
Auch nach der Grundschule werden die Waisenkinder weiter begleitet. Auf weiterführenden Schulen kommt regelmäßig die Sozialarbeiterin zu Besuch und einmal im Jahr werden sie zum Schulfest eingeladen, damit sie den jüngeren Schülerinnen und Schülern von ihren Erfahrungen der weiterführenden Schule erzählen.
Immer noch gleicht das Watoto Wetu Centre mehr einer Familie als einer Schule. Aber eines hat sich grundlegend verändert. Die Schülerinnen und Schüler bekommen auch für die Zeit nach der Schule eine Perspektive. Durch den deutlich verbesserten Unterricht können sie so abschneiden, dass sie gute weiterführende Schulen besuchen können und schließlich eine Berufsausbildung erhalten können. Diese Hoffnung schweißt die Kinder zusammen. Das zeigt vor allem das Beispiel der jetzigen Klasse 7: Früher gab es ca. 50 % Schulabbrecher. Nun sind von den 42 in Klasse 1 aufgenommenen Kindern noch 40 an der Schule. Sie halten zusammen und wollen alle ihr Bestes für die bald bevorstehenden Abschlussprüfungen geben.
Auch wenn immer noch viele Schwierigkeiten sichtbar sind (kein Essraum, zu wenig Schulgebühren, kein Zaun, der Sicherheit bietet), so verwirklicht sich doch immer mehr das Motto der Schule: „Watoto Wetu“ bedeutet „Unsere Kinder“. WETU ist aber auch eine Abkürzung für „Wapate Elimu, Tumaini na Upendo“. Dies bedeutet übersetzt „Sie sollen Bildung, Hoffnung und Liebe erhalten.“ Dieser Vision sind die MitarbeiterInnen der Schule ein großes Stück näher gekommen.